Das neue Jahrhundert beginnt erfolgreich, doch der Erste Weltkrieg beendet den Aufschwung der Jahrhundertwende: Mitarbeiter werden zum Kriegsdienst abberufen und der Holzimport kommt nahezu vollständig zum Erliegen. H.W. Garrels, der das Unternehmen mittlerweile führt, amtiert während des Krieges als Senator der Stadt Leer – doch an ein erfolgreiches Holzgeschäft ist nicht zu denken. Ab 1917 ist das Firmengelände praktisch verlassen, das Heer nutzt es als Holzlager.
Nach Kriegsende krempelt H.W. Garrels erneut die Ärmel hoch und organisiert den Neuaufbau. Mit zwei neuen Filialen in Stickhausen und Weener kann Garrels sogar expandieren. 1920 wird die Firma dann in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. In den 1930er Jahren modernisiert man das Gebäude sowie den Maschinenpark und erweitert die Dampfkesselanlage. Dabei profitiert das Unternehmen von der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik, die solche Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen förderte.
Im Zweiten Weltkrieg verliert Garrels erneut nahezu alle Mitarbeiter, die zum großen Teil in den Kriegsdienst berufen werden. Auch die Löscharbeiter, die Schiffe entladen, verlieren ihre Arbeit: Denn im Krieg wird das Holz nicht mehr per Schiff angeliefert, sondern per Schiene oder auf der Straße. 1938 beschäftigt Garrels noch 78 Löscharbeiter, drei Jahre später schon keinen einzigen mehr. Der Holznachschub ist allerdings – anders als im Ersten Weltkrieg – dank Lieferungen aus Skandinavien noch bis 1944 sichergestellt. Um dieses Holz verarbeiten zu können und die im Krieg befindlichen Mitarbeiter zu ersetzen, beschäftigt Garrels niederländische Grenzgänger sowie Arbeiter aus der von Deutschland besetzten Ukraine. Im April 1945 wird das Gebiet um Leer zum Schlachtfeld zwischen den herannahenden Alliierten und den Resten der deutschen Armee. Das Firmengelände wird durch Fliegerbomben noch in den letzten Kriegstagen nahezu vollständig zerstört.
Von 1946-1948 untersteht das Unternehmen der „North German Timber Control“, einer Dienststelle der britischen Militärregierung. Erst als die Dienststelle 1948 aufgelöst wird, können die bei der Entnazifizierung als „entlastet“ eingestuften Teilhaber Wilhelm und Tjard-Ludwig Garrels an den Wiederaufbau der Firma gehen. Ein schwieriges Unterfangen, schließlich entwertet die Währungsreform von 1948 die letzten Liquiditätsreserven praktisch vollständig.
Eine neue Zeit bricht aber in den 1950er Jahren an – denn auch bei Garrels wird das „Wirtschaftswunder“ wahr. Die Nachfrage steigt. Und um den Holzbedarf der westdeutschen Wirtschaft zu bedienen, erschließt das Unternehmen neue Holzquellen in Übersee: Rohholz kommt jetzt auch aus Brasilien und Afrika. Pünktlich zum 200. Firmenjubiläum eröffnet Garrels eine neue Filiale in Loga, 1969 wird eine neue, größere Lagerhalle fertiggestellt.
Doch auf den Aufschwung folgt abermals der Niedergang: Mit der Krise der westdeutschen Baubranche in den 1980er Jahren gerät auch Garrels in eine schwierige finanzielle Lage, die nur mit äußersten Mitteln zu meistern ist. Dazu gehören Kündigungen, radikale Kostensenkungen, die Aufnahme externer Kredite sowie der Verkauf von Grundstücken und persönlicher Bürgschaften der Inhaber.
Die deutsche Wiedervereinigung 1990 sorgt für eine Belebung der Wirtschaft, die auch bei Garrels für eine positive Entwicklung der Geschäfte sorgt: Im Betrieb wird die erste vollautomatisch verkettete Hobelstraße in Betrieb genommen. Doch Euphorie ist fehl am Platz. 1998 brennt eine Lagerhalle mit 3500 Quadratmetern bis auf die Grundmauern ab. Und als Tjard-Ludwig Garrels, Mitglied der 8. Generation seit dem Firmengründer, 1999 als Geschäftsführer das Erbteil seines Vaters antrat, findet er eine Firma vor, die sich mittlerweile von ihren Kernkompetenzen entfernt und über die letzten Jahre von ihrer Substanz gelebt hatte. Ein Neustart ist dringend notwendig …